Liquiditätswachstum

11 Möglichkeiten mit Kapital und Vermögen die Liquidität zu verbessern

Die Sicherung der Zahlungsfähigkeit ist eine notwendige Existenzbedingung für ein Unternehmen, um eine Insolvenz zu vermeiden. Nachdem wir uns bereits die Kunden- und die Lieferantenseite angesehen haben, um die Liquidität zu verbessern, soll es in diesem Artikel um die Optimierungsmöglichkeiten auf Basis des Kapitals, des Vermögens und der Kosten gehen. 

Was bedeutet Liquidität?

Liquidität bedeutet nichts anderes als jederzeit den fälligen Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Gläubigern, wie beispielsweise den Lieferanten, betrags- und zeitgenau nachkommen zu können. Einfach ausgedrückt also mehr Zahlungsmittel oder auch Zahlungsmittelreserven (wie z. B. eine Kreditlinie) zur Verfügung zu haben, als Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu müssen.

Die Liquidität sollte immer Vorrang vor allen anderen Unternehmenszielen haben. Illiquidität kann dazu führen, dass die unternehmerische Tätigkeit beendet werden muss.

Mit Kapital und Vermögen die Liquidität verbessern

Es gibt Möglichkeiten, über die Optimierung der Kapital-, Kosten- und Vermögenssituation auch die Liquidität zu verbessern. Folgende Maßnahmen sollten dabei helfen langfristig mehr Liquidität zur Verfügung zu haben:

  1. Kapital des Unternehmens erhöhen
  2. Lagerbestand reduzieren
  3. Kreditlinie optimieren und Darlehen umschichten
  4. Prüfung von Investitionskosten
  5. Anlegen von Überschüssen
  6. Vermögensgegenstände verringern
  7. Outsourcing
  8. Non-Quality-Costs reduzieren
  9. Anpassen der Produktpalette
  10. Kosteneinsparungen
  11. Vermietung nicht benötigter Ressourcen

1. Kapital des Unternehmens erhöhen

Die einfachste Möglichkeit das Kapital der Firma zu erhöhen und somit die Liquidität zu erhöhen ist die Privateinlage des Unternehmers. Sollte es privat machbar sein, Ihr Privatvermögen also hoch genug, so eignet sich dieser Schritt, um Ihrer Firma mehr Spielraum in Bezug auf Liquidität zu verschaffen. Im Gegenzug sollten Sie Privatentnahmen möglichst vermeiden.

Eine andere Möglichkeit ist neue Gesellschafter aufzunehmen. Diese können ihr Kapital in das Unternehmen einbringen und erhalten anteilig Auszahlungen der Erträge. Das bedingt aber, dass Sie möglicherweise Entscheidungen nicht mehr allein treffen können.

2. Lagerbestand reduzieren

Beim Einkaufsvorgang tauschen Sie Ihre Liquidität in Rohstoffe oder Materialien. Dies bindet also Ihre liquiden Mittel, Ihr Geld beziehungsweise Kapital, im Lager.

Deswegen sollten Sie möglichst die Lagerbestände auf ein Minimum reduzieren. Alles was Sie nicht in nächster Zeit verbrauchen sollten Sie auch nicht im Lager haben. Lassen Sie sich nicht von Rabatten locken. Meist sind die gesparten Summen geringer als die Lagerkosten bzw. die Kosten nicht ausreichender Liquidität. Wenn Sie beispielsweise ihren Dispo überziehen müssen.

Um Überbestände loszuwerden können Sie beispielweise eine Sonderverkaufsaktion machen, bei denen Sie Ladenhüter veräußern.

Überprüfen Sie also was Sie an Lager haben und managen Sie Ihr Bestellwesen und die Bestände in Zukunft besser. Somit setzten Sie Liquidität frei.

3. Kreditlinie optimieren und Darlehen umschichten

Falls Sie Ihren Kontokorrentrahmen überziehen werden hohe Überziehungszinsen fällig. Außerdem wird Ihre Bonität von der Bank schlecht bewertet, wenn Sie öfters mit der Überziehung Ihres Kontos auffallen. Dadurch können sich langfristig Nachteile für Sie ergeben. Achten Sie also darauf möglichst nie die Kreditlinie zu überziehen.

Benutzen Sie auch die Kreditlinie selbst nur für kurzfristige Zahlungsengpässe. Die Zinsen für die Kreditlinie sind zu hoch, um langfristig zur Finanzierung herzuhalten.

Bei langfristigen Engpässen schichten Sie die Schulden um. Nehmen Sie einen Kredit mit besseren Konditionen als bei ihrer Kreditlinie auf. Das spart durch die günstigeren Zinsen, die Sie derzeit bekommen, eine Menge Geld. Allerdings müssen Sie darauf achten, dass die Kontokorrentlinie nicht um den Darlehnsbetrag gekürzt wird. 

Ist ein Engpass abzusehen, kümmern Sie sich frühzeitig darum einen Kredit zu beantragen. Umso besser Ihre Liquidität ist, desto besser ist die Bewertung Ihrer Bonität bei der Bank und desto besser sind die Zinskonditionen. Zwar ist die Aufnahme eines Kredites eine langfristige Bindung, aber beim derzeitigen Stand der Zinsen können Sie sich so auch langfristig günstige Zinsen sichern.

Haben Sie bereits längerfristige Darlehen, dann versuchen Sie diese abzulösen und neue Darlehen mit besseren Konditionen zu bekommen. Dadurch lässt sich die Zinslast direkt verringern.

Leider habe ich hier in der Praxis öfter die Erfahrung gemacht, dass Unternehmer das Gespräch mit der Bank scheuen und lieber hohe Zinsen für den Kontokorrentkredit und sogar hohe Überziehungszinsen für Überschreitungen der Kontokorrentlinie in Kauf nehmen. Das kostet Sie langfristig ungeheuer viel Geld.

4. Genaue Prüfung von Investitionskosten

Neue Investitionen kosten Geld. Sei es eine neue Maschine, ein neuer Mitarbeiter, ein neues Fahrzeug im Fuhrpark, all das muss finanziert und im Voraus möglichst genau berechnet werden. Daher sollten Sie möglichst genaue Berechnungen anstellen, beispielsweise wann eine Maschine amortisiert ist oder wie viele Aufträge Sie zusätzlich benötigen, um ein weiteres Fahrzeug auszulasten. 

Außerdem müssen etwaige Auftrags- und Umsatzrückgänge auch betrachtet werden. Rechnet sich die Maschine etwa auch, wenn die nächsten Monate schwächer ausfallen und können Sie die Finanzierung dann dennoch stemmen.

Unterschätzen Sie nicht die Kosten solcher Investitionen. Oft bietet es sich auch anstatt dem Kauf zu leasen oder auch Auftragsspitzen durch Subunternehmer abfangen zu lassen. Sollten Sie dennoch auf einen Kredit zurückgreifen wollen oder müssen, dann prüfen Sie die Konditionen mehrerer Banken. Gerade in dieser Niedrigzinsphase gibt es oft sehr gute Angebote abseits der eigenen Hausbank. Außerdem gibt es oft auch die Möglichkeit sich für Zuschüsse oder Vergünstigungen zu qualifizieren. Zum Beispiel, wenn eine neue Maschine geringere Energiekosten hat als die Bestehende und Sie somit Energiekosten sparen und umweltfreundlicher produzieren können.

5. Überschüsse anlegen

Haben Sie Überschüsse erwirtschaftet, versuchen Sie sie anzulegen. Das ist in der gegenwärtigen Niedrigzinsphase relativ schwer, aber dennoch möglich. Sie sollten darauf achten, dass Sie das Geld aber trotzdem relativ kurzfristig zur Verfügung haben. 

6. Vermögensgegenstände des Unternehmens verringern

Haben Sie Maschinen oder andere Vermögensgegenstände, die Sie nicht oder nur selten nutzen, veräußern Sie diese. Oft halten Unternehmen Ressourcen vor ohne diese durchgehend zu nutzen, beispielsweise bei Maschinen oder technischen Anlagen, die nur für bestimmte Prozesse gebraucht werden. Finden Sie hierfür Alternativen. Verkaufen Sie die Maschine an ein Unternehmen, welches sie häufiger nutzt und kaufen Sie die Leistung als Fremdleistung ein. So sparen Sie Wartungen, Reparaturen und weitere Unterhaltungskosten für die Maschine.

Passend zu dem eben angesprochenen Verkauf einer Maschine gibt es oft sogenannte Make-or-buy descision, vor der Unternehmen häufig stehen. Hier geht es darum, ob es günstiger ist ein Material oder eine Leistung selbst herzustellen und die nötigen Kompetenzen, Rahmenbedingungen und die notwendige Ausstattung aufzubauen, oder dieses Material bzw. die Leistung einzukaufen. Diese Entscheidung muss sehr gut fundiert getroffen werden, da hier oftmals hohe Investitionen in Maschinen, Anlagen, Infrastruktur und Personal vonnöten sind. Zu Beginn ist immer günstiger eine Leistung einzukaufen. Benötigen Sie diese Leistung aber regelmäßig oder das Material in hoher Zahl, dann kann sich die Investition schnell rechnen.

Eine andere Möglichkeit die Vermögensgegenstände zu verringern und damit Liquidität zu gewinnen ist Sale-and-lease-back. Hier verkauft man eine Maschine an eine Leasinggesellschaft und least sie zurück. Damit verschwindet die Maschine aus dem Anlagevermögen des Unternehmens, aber kann weiterhin im Produktionsprozess genutzt werden. Die Leasingraten belasten die Liquidität des Unternehmens nicht so stark wie ein einmaliger Kauf. Allerdings geht hiermit auch die Möglichkeit von Abschreibungen verloren.

7. Outsourcing

Anstatt einer Maschine, wie oben erwähnt, können Sie auch eine Leistung an einen externen Dienstleister abgeben. Hier spricht man vom Outsourcing, wenn eine Leistung, die im Unternehmen erbracht wurde, an ein externes Unternehmen weitergegeben wird.

8. Reduktion der Non-Quality-Costs

Für alle nicht mit den Qualitätsansprüchen konforme Abweichungen entstehen Kosten. Verbessern Sie Ihre internen Prozesse und vor allem die Produktion. Sorgen Sie dafür, dass weniger Ausschuss produziert wird, es weniger Reklamationen von Kunden gibt und allgemein Ihre Produkte höchsten Qualitätsanforderungen genügen. Dadurch sparen Sie eine Menge Kosten, die ansonsten für nicht-einhalten von Qualitätszielen entstehen. Darüber hinaus werden Ihre Kunden zufriedener mit Ihnen sein und Sie werden in Lieferantenbewertungen besser abschneiden.

9. Anpassen der Produktpalette

Meistens weist eine Produktpalette auch Produkte auf, die sehr niedrige oder keine Deckungsbeiträge erwirtschaften. Kalkulieren Sie Ihre Produkte regelmäßig und reduzieren Sie die Produktpalette auf die Produkte mit hohen Deckungsbeiträgen. Achten Sie aber hier auf Synergieeffekte, die beispielsweise entstehen, wenn Kunden Produkte nur im Zusammenhang mit anderen Produkten bei Ihnen kaufen. Manchmal lohnt es sich solche Produkte mit kleineren Deckungsbeiträgen dennoch im Sortiment zu halten. 

10. Kosteneinsparungen durchführen

Die Möglichkeit für Kosteneinsparungen ist in vielen Bereichen gegen. Während die Potentiale meistens beim Ausschuss im Produktionsprozess am besten zu erkennen und am vielversprechendsten sind, es gibt auch anderswo immer Potential Kosten einzusparen. 

Rationalisieren Sie, wenn Sie Potentiale dafür finden. 

Beispielsweise muss man nicht die teuersten Büromaterialien einkaufen. No-name-Produkte verrichten ihren Dienst meistens genauso gut wie die teuren Markenprodukte.

Außerdem sammeln sich über die Zeit oft Abos von Fachzeitschriften und Zeitungen, die nicht unbedingt benötigt werden. Überprüfen Sie regelmäßig, ob diese überhaupt noch von Ihnen oder Ihren Mitarbeitern gelesen werden. Falls das nicht der Fall ist, bestellen Sie sie ab.

Auch beim Vorhalten von Werkzeugen, Verbrauchsmaterialien und Kleinmaterialien sollten Sie die Lagerhaltung möglichst geringhalten. Benötigen Sie Werkzeuge oder speziell Verbrauchsmaterialien für einen Kundenauftrag, dann beziehen Sie diese in die Auftragskalkulation mit ein.

Überprüfen Sie auch Ihre Mitgliedschaften regelmäßig und kündigen Sie nicht benötigte Mitgliedschaften.

Außerdem sollten Sie freiwillige Leistungen und Sonderzahlungen an Ihre Mitarbeiter überprüfen. In einer Zeit in dem es dem Unternehmen schlecht geht, werden auch die Mitarbeiter lieber auf eine Sonderzahlung verzichten, als möglicherweise arbeitslos zu werden.

11. Vermietung nicht benötigter Ressourcen

Haben Sie beispielsweise einen Fuhrpark, der nicht ausgelastet ist oder verfügen Sie über Lagerkapazitäten, die Sie nicht nutzen, dann versuchen Sie diese Ressourcen zu vermieten. Das generiert weitere Einnahmen und verringert die eigenen Raumkosten.

Umsetzung in der Praxis

Die hier angesprochenen Maßnahmen sind alle nicht kurzfristig umzusetzen, da es sich um das Kapital beziehungsweise das Vermögen des Unternehmens handelt. Es sind Maßnahmen, die kurzfristig angestoßen werden sollten und langfristig Erfolge bringen werden. Daher gibt es hier keine bestimmte Reihenfolge bei der Umsetzung, wichtig ist, dass die Maßnahmen, für die Sie sich entscheiden, konsequent verfolgt werden.

Sorgen Sie dafür, dass die Lagerbestände auf das benötigte Minimum reduziert werden und Überbestände, möglicherweise durch Sonderaktionen, veräußert werden.

Um die Zahlungsfähigkeit Ihres Unternehmens zu sichern, versuchen Sie möglichst das Kapital zu erhöhen. Hierzu kann man Gesellschafter aufnehmen, Privateinlagen tätigen ungenutzte Ressourcen verkaufen.

Im Gespräch mit der Bank sollten Sie versuchen Ihre Kreditlinie zu optimieren. Kredite, die Sie bereits in Anspruch genommen haben sollten Sie wenn irgend möglich ablösen und in ein Darlehen mit günstigeren Konditionen wandeln.

Sind Sie bereits im Minus, dann nehmen Sie ein Darlehen in Anspruch anstatt hohe Überziehungszinsen zu entrichten.

Kommunizieren Sie frühzeitig mit der Bank und versuchen Sie eine möglichst hohes Bonitätsranking zu halten. Hierdurch erhalten Sie bessere Konditionen für den Fall, dass Sie doch mal ein Darlehen in Anspruch nehmen müssen.

Prüfen Sie vor jeder Investition genau die Kosten, seien Sie sich sicher, dass Sie die Investition auch bei Umsatzrückgängen durchführen könne. Weichen Sie möglichst vorerst auf Subunternehmer aus. Anstatt dem Kauf leasen Sie. Prüfen Sie Zuschüsse und Vergünstigungen.

Ungenutzte Anlagen, Maschinen oder sonstige Vermögensgegenstände zu veräußern bringt sofort Liquidität. Kaufen Sie lieber eine Leistung oder ein Vormaterial ein, anstatt teure Ressourcen vorzuhalten.  Beschäftigen Sie sich daher auch mit Make-or-buy und Sale-and-lease-back Entscheidungen, beziehungsweise dem Outsourcing.

Im Produktionsprozess und anderen Prozessen versuchen Sie möglichst die Non-Quality-Costs zu reduzieren. Weniger Ausschuss und weniger externe Reklamationen bedeuten weniger Kosten für nicht eingehaltene Qualitätsziele.

Passen Sie die Produktpalette regelmäßig an und führen Sie Kosteneinsparungen durch. Potentiale dafür sind meist reichlich vorhanden.

Die Vermietung nicht benötigter Ressourcen ist ein weiterer Weg, die Liquidität durch Vermögenspositionen zu verbessern.

Haben Sie aus den hier vorgeschlagenen Maßnahmen die identifiziert und umgesetzt, die für Ihr Unternehmen passend und machbar sind, sollte sich schon bald ein positiver Effekt auf Ihre Liquidität ergeben.

Foto: RoboAdvisor auf Pixabay.com

Dieser Artikel ist Bestandteil einer mehrteiligen Serie, in der es um die Liquiditätssicherung mit verschiedenen Themenschwerpunkten geht:

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